Bei allerbestem Wetter führte uns die diesjährige Tour zum Beobachtungsturm im Neudorfer Moor.
Waren schon auf dem Weg dorthin allerlei schöne Beobachungen zu machen, erwartete und am Ziel ein wundervoller Ausblick auf die Wasserflächen .
Neben vielen häufig dort antreffbaren Arten war der ornithologisch absolute Höhepunkt das Entdecken und ausgiebige Beobachten eines Schwarzhalstauchers bei der Fütterung von zwei Jungen.
Die anschließende Weiterfahrt bis in die Moorniederungen von Neufirrel / Fiebing wurde begleitet von vielen Sichtungen und Eindrücken der Abendlandschaft.
Die Rückfahrt führte uns über den Golfplatz wieder in Richtung Wiesmoor.
Die Exkursion in die Flummniederung hat sich bislang noch in jedem Jahr als besonders interessant und mit vielen beeindruckenden Beobachtungsmöglichkeiten gezeigt.
So war es auch in diesem Jahr wieder.
Brachvogel, Uferschnepfen, Blaukehlchen, endlich mal wieder Braunkehlchen, Rohrweihe um nur einige zu nennen.
Außergewöhnlich war auch der z.T. recht hohe Wasserstand in den Wiesen und die durch Entfernen etlicher Büsche und Bäume entstandene Weitblick .
Diese Rodungsaktion ist den Wiesenvögel geschuldet. Sie mögen gerne diesen Weitblick, um rechtzeitig Feinde erblicken zu können.
Zusätzlich nimmt sie den nicht so gerne gesehenen Rabenkrähen die Möglichkeit, sich aufzubaumen um von da aus Beuteflüge zu starten.
Dieses herrliche Gebiet dürfte auch dem in der Nachbarschaft erblickten Storch gute Lebensgrundlagen bieten.
Es besteht eine begründete Hoffnung, dass durch diese Niederung auch der Storch im Landkreis Aurich wieder dauerhaft eine Heimat findet.
Das Ziel der ersten Exkursion im neuen Jahr war der Polder Holter Hammrich im LK Leer.
Dieser ca. 240 ha große Entlastungspolder bietet zu jeder Jahreszeit sehr gute Beobachtungsmöglichkeiten.
Die Wetterprognosen im Vorfeld ließen hoffen. Sonne satt und angenehme Temperaturen waren angekündigt.
Entsprechend hoch waren die Erwartungen der Teilnehmer und sie wurden nicht enttäuscht.
Noch nicht einmal die Spektive aufgebaut, schon die erste Überraschung:
In unmittelbarer Nähe der Fahrzeuge sang ein Männchen des Blaukehlchens .
Für einige die erste Begegnung mit der Vogelart. Durch den Blick in eines der Spektive wirkte es, als ob der Vogel nur wenige Meter entfernt auf der Spitze eines kleinen Busches saß.
Im Sonnenlicht war jede einzelne Feder deutlich zu erkennen.
Dabei sollte es aber nicht bleiben. Bei optimalen Bedingungen ( Sonne im Rücken ) wurden einige spektakuläre Sichtungen gemacht.
Der Teilnehmer und " Hoffotograf " des NABU Wiesmoor-Großefehn - Manfred Helmerichs- zeigt unten einige eindrucksvolle Aufnahmen, die ihm während der heutigen Exkursion gelangen.
Die angetroffenen Arten:
Uferschwalbe, Rauchschwalbe, Bachstelze, Amsel, Rotkehlchen, Blaukehlchen, Schwarzkehlchen,
Hausrotschwanz, Blaumeise, Kohlmeise, Fitis, Wiesenpieper, Elster, Eichelhäher, Dohle, Saatkrähe, Rabenkrähe, Star, Buchfink, Stieglitz, Rohrammer, Ringeltaube, Buntspecht, Mäusebussard, Rohrweihe, Turmfalke, Fasan, Graureiher, Weißstorch, Blässhuhn, Teichhuhn, Kiebitz, Austernfischer, Goldregenpfeifer, Uferschnepfe, Großer Brachvogel, Rotschenkel, Kampfläufer, Lachmöwe, Silbermöwen, Heringsmöwen, Haubentaucher, Höckerschwan, Graugans, Weißwangengans, Kanadagans, Brandgans, Nilgans, Pfeifente, Löffelente, Stockente, Schnatterente, Spießente, Krickente, Tafelente, Reiherente und Kormoran.
Bericht: Helmut Hanssen
Im Jahre 2015 hielt unser Freund Klaas Hermann Diddens auf unserer Jahreshauptversammlung einen Lichtbildervortrag über das ehemalige Militärgelände Varel-Friedrichsfeld und machte uns Appetit diese "Naturoase aus zweiter Hand" auch einmal zu besuchen. Deswegen war dieses Areal das Ziel unserer letzten Exkursion vor der Sommerpause.
Unter fachkundiger Führung von Herrn Bernd Pannbacker von der BUND Kreisgruppe Friesland haben wir einen beeindruckenden Einblick in die arten- und
abwechslungsreiche Vielfalt des ehemaligen Standortübungsplatzes bekommen. Das ca. 250 ha große Gelände ist nach fast hundertjähriger militärischer Nutzung seit 2007 wieder für die Öffentlichkeit
zugänglich und wird vom BUND seit vielen Jahren betreut. U.a. werden Teilbereiche der wertvollen Blühwiesen abwechselnd durch Absperrung mit Flatterband nach Absprache mit dem Pächter bei der
Mahd für ein Jahr ausgespart.
Durch die fortwährende, extensive Nutzung und natürlicher Sukzession hat sich eine für die nordwestdeutsche Region einzigartige Flora und Fauna entwickeln können. Eine Vielzahl verschiedenster Biotop- und Landschaftstypen prägen den in den 30er Jahren als Flugplatz genutzten, ehemaligen Panzerübungsplatz. Seltene und bedrohte Tier und Pflanzenarten in großer Anzahl ziehen immer mehr Naturliebhaber in ihren Bann. So sahen wir auf blütenreichen Wiesen Margeriten, Tausendgüldenkraut, Klappertopf, Flockenblume und Orchideen oder einen Wespenbussard beim Überflug. Außerdem beobachteten wir sehr viele Widderchen (das sind sehr hübsche kleine Schmetterlinge), teilweise bei der Paarung, und entdeckten auch ihre leeren Puppenhüllen. Den hier auch vorkommenden Großen Schillerfalter sahen wir wohl wegen des starken Windes leider nicht.
Aber diese „Naturoase aus zweiter Hand“ ist bedroht:
Die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr plant die Realisierung der A20 zwischen Westerstede und Drochtersen. Als Ausgleichsmaßnahme für Teilabschnitte der sogenannten „Küstenautobahn“ ist eine sogenannte „Aufwertung“ des ehemaligen Truppenübungsplatzes vorgesehen. Er soll als ökologische Ersatzfläche für die durch den Bau der geplanten A 20 zerstörte Landschaft genutzt werden. Das Maßnahmenkonzept sieht insbesondere die Schaffung eines großflächigen Offenlandbereichs für Wiesenvögel vor. Optimale Standortbedingungen sollen hier durch gezielte Vernässungsmaßnahmen und eine extensive landwirtschaftliche Bewirtschaftung erreicht werden. Allerdings hat sich in Friedrichsfeld nach Aufgabe der militärischen Nutzung vor gut zehn Jahren bereits ein einzigartiger Verbund zusammenhängender Biotope entwickelt. So gebe es dort mindestens sieben verschiedene Fledermausarten, die in den Bunkeranlagen leben, und seltene Schmetterlinge wie den Großen Schillerfalter. Bei seinen aufwendigen Untersuchungen hat der BUND Friesland nach eigenen Angaben über 100 geschützte Tier- und Pflanzenarten auf dem Gelände entdeckt, darunter viele geschützte Orchideenarten. Eine davon (Sumpf-Stendelwurz), die achte Art, konnten wir bei unserer Exkursion für dieses Gebiet neu nachweisen.
Die vom BUND Friesland eingereichten Anträge auf Anerkennung des Geländes Friedrichsfeld als Nationales Naturerbe oder zur Ausweisung als Naturschutzgebiet liegen jedoch wegen der Planungen der Straßenbaubehörde auf Eis. Da im Bauabschnitt der A 20 zwischen Jaderberg und Westerstede Flächen für Wiesenbrüter, unter anderem Kiebitze, verloren gehen würden, sollten diese hier in Friedrichsfeld wieder angesiedelt werden. Zu diesem Zweck müsste ein Großteil des Baumbestandes, circa 160 ha gerodet werden, so dass der ursprüngliche Charakter der mosaikartig verbundenen Biotope verloren gehen würde, um einem neu zu schaffenden Biotop zu weichen. Außerdem wäre eine Kampfmittelräumung vorher unerlässlich und diese mit erheblichen Kosten verbunden.
Nicht nur Naturschützer halten das für Irrsinn – für die Überlegungen, eine ökologisch durchaus wertvolle Fläche radikal umzubauen, um daraus wiederum eine ökologische Fläche für andere „Zielarten“ zu machen. Es ist kaum zu begreifen, dass man ein solch einzigartiges, zusammenhängendes Biotop umgestaltet, um ein neues Biotop zu schaffen, nur weil es eben schon im Bundesbesitz ist. Sinnvoll wäre die Nutzung einer weniger wertvollen Fläche, die darüber eine Aufwertung erfährt.
Aber es noch nicht alles endgültig entschieden: Der BUND hat zusammen mit dem NABU Klage beim Bundesverwaltungsgericht gegen den Bau des 13,5 km langen Teilabschnitts der geplanten A20 zwischen Westerstede und Rastede eingereicht. Beide Naturschutzverbände fordern umweltfreundlichere Alternativen.